Ganganzeige einbauen – aber richtig

  • Hallo Leute,
    über die diversen Ganganzeigen ist hier ja schon viel geschrieben worden. Einiges war absolut richtig, aber bei so manchen wenn auch gutgemeinten Kommentaren haben sich mir die Nackenhaare gesträubt. Da auch ich gerne eine Ganganzeige haben wollte, schließlich will man ja wissen, wo man sich gerade im Getriebe befindet, habe ich mir so ein Teil besorgt.


    Im Prinzip arbeiten ja alle Anzeigen nach dem gleichen Schema: Vom Schaltgestänge aus müssen zwei Sensoren mit einem Magneten zum Schalten angeregt werden. Zudem benötigt die Anzeige-Elektronik neben der Versorgungsspannung noch einen Bezug zum Leerlauf. Zumindest war das bei meiner Anzeige, die ich hier gekauft habe:
    http://www.motorradtechnik-eng…it-reedkontakten-rot.html


    Vor dem Einbau testen
    Bevor ich mich daran gemacht habe, die Elektronik in meine Dicke zu implantieren, habe ich in meinem Bastelkeller einen Probelauf durchgeführt. Dabei habe ich ein einfaches 12 V Netzteil verwendet und die Sensoren fliegend verdrahtet. So konnte ich sehr schön sehen, welchen Abstand der Magnet zum Sensor benötigt, damit die Sache sauber schaltet und nicht „doppeltkontaktiert“. Für die Leerlauf-Funktion habe ich einfach den Anschlussdraht für „Neutral“ kurzfristig mit der Minusstrippe des Netzteils verbunden und schon stand die Anzeige wieder auf „0“. Egal, welcher Gang gerade angezeigt wurde. Nachdem ich alles getestet hatte und die Elektronik zufriedenstellend funktionierte, habe ich mich an den Einbau ins Motorrad gemacht.


    Rauf und runter per Schalthebel
    Meine größten Bedenken hatte ich, wie ich den Magneten am besten am Schaltgestänge anbringen soll, damit die Sensoren sauber schalten. Mit etwas Überlegung kam ich auf eine sehr brauchbare Lösung. Mir fiel ein alter Montage-Winkel von einem Schreibtisch in die Hand, der die perfekte Form hatte und kaum nachgearbeitet werden musste.



    Das war der Metallhaken, den ich durch Zufall gefunden habe. Es musste nur die dünnen Nase für den Magneten gerade gebogen und unten ein Teil zum Festschrauben abgewinkelt werden.


    Wer keinen Schreibtischwinkel zur Hand hat kann sich so ein Teil leicht selber herstellen. Geeignetes Metall findet sich in fast jeder Restekiste. Die genauen Abmessungen könnt Ihr an der Dicken selber abgreifen. Das nachfolgende Foto hilft Euch dabei ganz bestimmt.


    Den Hebel habe ich einfach mit an die Schaltwelle geschraubt. Dazu habe ich die Originalschraube gegen ein um ein paar Millimeter längeres Exemplar gewechselt.


    Den Magneten habe ich mit etwas 2 Komponenten Klebstoff (Uhu Endfest 300) und Schrumpfschlauch am oberen Teil des Hebels befestigt. Dazu muss der Hebel am oberen Ende auf die exakten Abmessungen des Magneten zugefeilt werden.

    Bei Bedarf könnt Ihr das kurze abgewinkelte Teil des Hebels im Schraubstock einspannen und mit dem Hammer die „Schrägstellung“ sehr schön „nachjustieren“. Wenn Ihr es richtig gemacht habt, muss die Hebelspitze beim Schalten den geplanten Montageort der Sensoren sauber erreichen und in Ruhestellung genau zwischen den Sensoren stehen. Ich habe nach zwei Versuchen die perfekte Schrägstellung des Hebels gefunden.


    Über die beiden Anschlussleitungen der Sensoren habe ich jeweils ein kurzes Stück Schrumpfschauch gezogen und dann die vier Drähte in einen gemeinsamen Schrumpfschlauch verlegt. So sind die Kabel gut geschützt. Die Sensoren habe ich danach mit einem hochwertigen doppelseitigen Klebeband angeklebt. Dazu habe ich den Schalthebel jeweils in die Endstellungen gebracht und geschaut, dass der Sensor exakt unter dem Magneten positioniert ist. Den Abstand zwischen Magnet und Sensor kann man bei Bedarf leicht justieren, wenn man dem Hebel ein Längsloch für die Befestigungsschraube spendiert hat. Oder Ihr biegt den Hebel einfach etwas nach innen oder außen.


    So sieht das an meiner Dicken aus:



    So sieht es aus, wenn ich den Schalthebel nicht betätige




    So sieht es aus, wenn ich hochschalte


    Mit einem Ohmmeter/Durchgangsprüfer habe ich dann die Schaltfunktion der beiden Sensoren noch einmal getestet. Die haben wie erwartet perfekt funktioniert.


    Das Problem mit der Null bei Neutral.
    Der Leerlauf wird über eine Neutrallampe angezeigt. Dazu wird die Neutrallampe auf einer Seite mit 12 V versorgt und auf der anderen Seite mit dem Getriebeschalter auf Masse geschaltet. Eigentlich ganz einfach. Dumm ist nur, dass die Leerlaufschalter im Getriebe nach all den Jahren nicht mehr sauber durchschalten und einen kleinen, Übergangswiderstand aufweisen. Wenn man dann noch den Widerstand des Kabels und eines nicht mehr ganz so gut kontaktierenden Steckers hinzu addiert, kann es schon vorkommen, dass an der leuchtenden Leerlauflampe (auf der Schalterseite) keine 0 V sondern 1 bis 2 Volt zu messen sind. Ich habe an meiner SC24 1,2 V gemessen. Und dass, obwohl bei meiner Dicken noch keine Kupplungsdiode (kam erst ab Baujahr 93) im Stromkreis verbaut wurde, an der schon von Haus aus 0,7 V abfallen, wenn die Neutrallampe leuchtet.


    Solange aber die Spannung nicht bis auf 0 V zurückgeht, bzw. der Neutral-Eingang der Ganganzeuge sauber auf Masse geschaltet wird, akzeptiert das die Elektronik in der Ganganzeige nicht als Reset-Information, um die „0“ anzuzeigen.


    Einige von Euch hatten ja bereits diese Probleme und haben sich damit beholfen, einen neuen Neutralschalter zu installieren und sogar erst nach der Diode direkt am Neutralschalter anzuklemmen. Das kann durchaus funktionieren, muss aber nicht. Zumindest nicht auf Dauer.


    Da ich keinen neuen Neutralschalter kaufen wollte, habe ich einfach ein kleines 12 V Relais, das ich rumliegen hatte, parallel zur Neutrallampe geschaltet. Ob das Relais jetzt 13 V bei laufendem Motor oder 9 V bei schlechtem Kontakt des Neutralschalters erhält ist völlig egal. Immer wenn die Neutrallampe leuchtet, zieht auch das Relais an und schaltet meinen Neutralanschluss der Ganganzeige zuverlässig auf Masse. Hier habe ich mal einen kleinen Schaltplan gezeichnet:



    Der Rest war dann nur noch Lötarbeit und alle Kabel sauber zu isolieren und in der Dicken zu verlegen. Aber da hat ja jeder seine eigene Vorgehensweise. Ich bevorzuge dazu Schrumpfschlauch und Heißkleber.


    Ich hoffe, Ihr könnt mit dieser Anleitung was anfangen und habt den Mut Euch selber so etwas in die Dicke einzubauen. Man muss kein Elektronikstudium haben, aber Plus und Minus sollte man auseinanderhalten können und der Lötkolben darf einem auch nicht fremd sein. Dann haut das mit Sicherheit hin! ;D


    Viel Spaß beim Basteln.


    [glow=red,2,300]Wichtiger Gefahrenhinweis:[/glow]
    Bei der ersten Testfahrt müsst Ihr extrem vorsichtig sein. Denn aus eigener Erfahrung weiß ich, dass man die ersten 50 km mehr auf die Ganganzeige als auf die Straße schaut!


    Peter

  • Hört sich alles ganz gut an aber die Bilder fehlen ?