Soviel vorweg. Ich komme leider aus allerlei familiären Gründen seit ein paar Jahren nicht mehr so oft zum Fahren. Aber ich brauch immerhin das Gefühl jederzeit losdüsen zu können, wenn ich wollte. Nun steht sie aber erst mal zwangsweise.
Aber alles von vorne, ich muss mich mal ausheulen…
Vor zwei Jahren habe ich meine Dicke ohne Probleme über den TÜV gebracht, einzig die Kette sei an der Verschleißgrenze. Die habe ich gewechselt, und wo ich schon mal dabei war, die alte Dame ein wenig zu hätscheln, habe ich auch noch gleich frisches Öl spendiert. Damit, fürchte ich, fing der Schlamassel an. Habe mir nichts gedacht, früher, als ich noch viel fuhr und schraubte, wurde das Öl zwar in der richtigen Viskosität, aber ohne Gedanken an irgendwelche JASO- oder andere Normen im 20 Liter Kanister beim KfZ-Zubehör-Laden des Vertrauens gekauft. Ich nehme an, das war Mineralöl ohne reibungsmindernde Additive, denn alles funktionierte über viele Ölwechsel hinweg, wie es sollte. Darum habe ich mir vor zwei Jahren auch keine Gedanken gemacht und irgendwelches 10 W 40 reingeschüttet. Kann nicht mehr sagen, ob (teil-)synthetisch oder mineralisch, und, ob die Probleme gleich angefangen haben. (Kupplungsrutschen wegen des falschen Öls kommt ja erst mal schleichend.) Jedenfalls machte die Kupplung Mucken. Naja, dachte ich, die Dicke hat ja gut über 70000 km auf der Uhr, da ist halt auch mal die Kupplung fällig. Also bei Louis neue Reibscheiben und Federn (beides von Lucas) bestellt (die Stahlscheiben hatten und haben sie nicht) und gewechselt. (Die alten Teile haben aber interessanterweise nicht schlecht ausgesehen.) Hatte beim ersten Kupplungsrutschen ja auf Verschleiß getippt, und deshalb nicht genau aufgepasst, unter welchen Umständen die Kupplung rutscht. Jetzt stellte sich aber das ein, was ich hier im Forum auch schon mal gelesen habe. Kupplung kommt extrem spät, sorgt aber für ausreichenden Kraftschluss (selbst bei über 7000 / min). Man kennt ja sein Bike, und weiß bei welcher Geschwindigkeit, in welchem Gang, welche Drehzahl vorliegen muss. Dauerndes Rutschen kann man dann ziemlich ausschließen. Ziehst du den Hebel aber auch nur einen Zentimeter, rückt sie aus. Solange du fährst, auch im betriebswarmen (aber fahrtwindgekühlten) Zustand, ergibt sich dieses Bild. Stellst du sie aber hin und lässt sie nachheizen, oder musst an der Ampel warten, rutscht die Kupplung schon durch, auch wenn nicht besonders Gas gegeben wird. Na gut, dann also über einen Bekannten auch noch die Stahlscheiben besorgt und getauscht – keine Besserung.
Letztes Jahr hatte ich dann privat viel um die Ohren, so dass ich nur vereinzelt dazu kam, mich drum zu kümmern. Habe Forenbeiträge gelesen und die Hydraulik entlüftet – keine Besserung. Habe noch mehr gelesen und heuer die Hydraulikflüssigkeit sogar gewechselt und das System entlüftet, keine Besserung. Dann der TÜV. Auf der Hinfahrt alles wie gehabt. Bei der Überprüfung der Beleuchtung etc. war dann die Nachheizphase, und dann: Kupplungsrutschen wie nie zuvor, kein Fahren möglich, durchgefallen, Scheiße! Bin nicht mal gescheit heim gekommen, dauerndes Rutschen, auch schon bei 1500 / min. Musste eine halbe Stunde (etwas abseits, es war zu peinlich) warten, bis sie ein wenig abgekühlt war. Dann konnte ich vorsichtig heimfahren, der Fahrtwind, hat dem Ganzen eher gut getan, irgendwann war ich daheim.
Noch mehr lesen, Ölwechsel auf Castrol Grand Prix 10 W 40, zwar teilsynthetisch, aber extra für Nasskupplungen, keine Besserung. Klar, die Beläge sind ja noch mit dem alten Öl getränkt. Also nochmal neue Reibscheiben, und …. gar kein Kraftschluss mehr!! Konnte die Dicke mit kaltem Motor im ersten Gang locker durch die Garage schieben. Also Beläge prüfen, richtige Bestellnummer. Beläge vermessen, oha! Der Stoß aus neun ganz neuen Reibscheiben maß einen ganzen Millimeter weniger als der alte. Der Stoß neuer Stahlscheiben hatte etwa dieselbe Dicke wie die alten originalen. Die hatte ich aufgehoben, die originalen Reibscheiben und Kupplungsfedern leider nicht, da wäre nachmessen interessant gewesen. Also hatte ich die letzten Kupplungsbeläge (bei denen mit kaltem Öl noch alles passte) mit Motorreiniger geputzt und im guten neuen Speziell-für-Ölbadkupplungen-Castrol eingelegt, eingebaut und wieder Rutschen schon im kalten Zustand, kein Kraftschluss mehr, konnte sie wieder mit eingelegtem Gang schieben, Scheiße. Stand kurz vor ’m Durchdrehen!!! Hatten durch das ewige Druckpilz abnehmen und draufschrauben die Federn den Geist aufgegeben?
Hatte der Vollständigkeit halber auch noch den Nehmerzylinder abgenommen: Kolben absolut leichtgängig. Konnte oben den Hebel betätigen und anschließend locker und ohne den geringsten Krafteinsatz mit den Fingern unten den Kolben zurückdrücken.
Dann stand sie wieder ein paar Wochen rum. Hatte dann aus lauter Verzweiflung original Honda-Teile (Reibscheiben und Federn) gekauft und mir bestätigen lassen, dass die Fachleute auch in ein so altes Mopped das Castrol reinschütten. Teile gewechselt, Freudentaumel auf der kurzen (hab ja keinen TÜV mehr und kann der Polizei sonntags kaum erzählen, dass ich grad dahin fahr…) Probefahrt . Tags darauf Anfahrt zur Wiedervorführung, Nachheizphase, Kupplungsrutschen – ich krieg die Motten! Dann meldete sich noch Murphy. Genau in dem Moment, als ich wieder ohne Stempel vom Hof fahren musste, streikte – kein Scherz – die Batterie und jetzt schieb mal ein Motorrad an, dessen Kupplung durchrutscht!!! (Bei der Gelegenheit ein Danke an den DERA-Prüfer, der meiner Dicken Starhilfe gab…)
In der Zwischenzeit hat die Dicke immer noch keinen TÜV, dafür eine neue Batterie und ZWEI Ölwechsel mit 15W40 (weil mineralisch) hinter sich und die Kupplung rutscht immer noch – im normalen Fahrbetrieb, nur wenn man richtig am Kabel zieht, bzw. nach einer Nachheizphase, z. B. Tankstop.
Ich fasse also zusammen:
Geber- und Nehmerkolben absolut leichtgängig, Flüssigkeit klar und ohne Blasen. Glaube also nicht, dass das Problem auf der linken Seite der Maschine liegt.
Kupplung lieferte damals auch kalt und beim Schieben keinen Kraftschluss mehr. Glaube deshalb auch nicht an eine verzogene Schubstange, die sich im heißen Zustand verklemmen und nicht mehr zurückrutschen würde.
Ich schwöre eigentlich (trotz einer Totalpleite) auf Lucas, aber immer 95 € (die Originalreibscheiben kommen sogar auf knapp 200 €) auf Verdacht zu investieren machen keinen Spaß. Darum meine Fragen:
Welche Paarungen von Öl und Belägen fahrt ihr? Wo könnte das Problem noch liegen? (Habe ja mittlerweile drei Ölwechsel mit ausgewiesenen Motorradölen.) Gibt es vielleicht für den Rennsport speziell verstärkte Kupplungsfedern?
Wie Ihr seht, verzweifle ich allmählich. Ich hoffe, ihr habt ein paar Ideen. Entweder einfach nochmal Verschleißteile wechseln, weil ihr erst kürzlich dasselbe gemacht habt und alles funktioniert. Oder irgendeine Fehlerquelle nennen, an die ich noch nicht gedacht habe.
Nichts gegen die Profis. Aber meine 22 Jahre alte Dicke einem Honda-Händler hinstellen, damit der dasselbe nochmal macht, was ich schon mehrfach probiert habe, ich finanzieller Irrsinn.
Bin echt gespannt, was euch einfällt. Ich dreh‘ allmählich durch. Bitte rettet mich vor den Männern mit den weißen Turnschuhen …