11 Monate nach meinem Unfall: Zwischenstand

  • Kinder, wie die Zeit vergeht! Mein Unfall ist bereits rund 11 Monate her. Da will ich doch mal den erfreulichen Zwischenstand berichten:


    Nachdem die meisten kleineren Verletzungen gut ausheilten, war die multiple Fraktur der Clavicula links, also der Trümmerbruch des Schlüsselbeins ein Problem. Die heilte nicht, es wurde sogar Knochen abgebaut. Also sollte vor ein einiger Zeit in einer neuen OP der Knochen neu verplattet werden. Im Zuge der OP stellte sich heraus, daß das nicht nötig war, denn es gab genug Knochensubstanz, daß auf die offensichtlich die Heilung inzwischen eher störende Verplattung verzichtet werden konnte.


    Seit die Platte draußen ist, kann ich mich spürbar besser bewegen. Die Schmerzen blieben aber. Es ist möglich, daß sie immer bleiben, bei manchen Patienten ist das so. Damit kann man aber leben.


    Ohne Einkommen kann man aber schlecht leben. Also muß ich mir um meine Berufstätigkeit Gedanken machen. Ich werde voraussichtlich noch Monate, evtl. Jahre oder sogar dauerhaft nicht mehr als Handwerker arbeiten können. Das habe ich aber zum Teil immer gemacht! Der typische mitarbeitende Werkstattleiter mit administrativen und handwerklichen Aufgaben. Da ich jedoch nicht einmal echter Techniker, sondern nur ein Studienabbrecher mit vergleichbarem Bildungsstand bin, habe ich damit auf dem Arbeitsmarkt aber denkbar schlechte Chancen. Da nützt mir mein erlernter Handwerksberuf auch nichts.


    Die Perspektive war für mich also übel: Ich sollte noch Monate warten, bis man hätte abschätzen können, was aus meiner Gesundheit wird. Könnte ja sein, daß es in einigen Monaten doch zum Handwerker mit Einschränkungen reichen könnte... Damit würde aber sehr viel Zeit verschenkt. Zu viel in meinen Augen.


    Ich lasse mich daher nun zur Fachkraft für Arbeitssicherheit qualifizieren. Das geschieht hauptsächlich im Rahmen eines Selbststudiums und wird von der Krankenkasse ausdrücklich im Krankengeldbezug toleriert. Ich bekam soeben nochmals die Bestätigung.


    Es ist zu erwarten, daß ich bei einem weiteren Heilungsverlauf wie in den letzten Wochen innerhalb der nächsten drei Monate wieder arbeitsfähig sein werde. Ich würde dann kein Krankengeld mehr beziehen und hätte wieder Anspruch auf Arbeitslosengeld. Wofür ich dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen muß. Aber auch das Arbeitsamt akzeptiert ausdrücklich die Qualifizierung, da sie nur ein bis zwei Arbeitstage pro Monat an Präsenzzeiten für Schulungen und Prüfungen vorsieht. Auch im notwendigen vierwöchigen Vollzeitpraktikum würde die Fortbildung meinen Anspruch auf ALG I nicht unterbrechen. Ich habe mich natürlich auch bei der ARGE rückversichert.


    Ich kann mich damit noch im Krankenstand wieder fit für den Arbeitsmarkt machen! Das ist für mich viel besser als nach dem Krankenstand, wie es eigentlich vorgesehen wäre.


    Die Qualifizierung kostet allerdings etliche tausend Euro. Auch wenn ich wahrscheinlich später Anspruch auf eine Qualifizierung haben dürfte - jetzt habe ich keinen Anspruch darauf. Also selber zahlen. Das mache ich zur Hälfte selbst und zur Hälfte trägt die Haftpflichtversicherung des Unfallverursachers die Kosten. Die hat auch ein Interesse daran, daß ich schnell wieder arbeite. Ich mußte zwar Zugeständnisse beim Haushaltsführungsschaden dafür anbieten, d. h. ich zahle die Qualifizierung de facto komplett selber, aber von Geld, das ich ohne Unfall gar nicht gehabt hätte. Das tut also nicht allzu weh im Portemonnaie.


    Am letzten Freitag begann meine Qualifizierung, die bis August/September laufen wird.


    Man kann also sagen, sowohl gesundheitlich, als auch beruflich, also in Sachen Existenz ist Licht am Ende des Tunnels. Und ich kann schon sehen, daß das kein Zug ist, der mir da entgegen kommt, sondern wirklich das Tageslicht! ;D ;)



    Gruß Michael

  • Drücke dir fest die Daumen das daß Tageslicht stetig heller wird
    und du, in vielleicht doch absehbarer Zeit, dein Leben wieder nach deinen Vorstellungen gestalten kannst.

  • Eierlegende Wollmilchsau. :D


    Nein, im Ernst: Ich habe in meinem Lebensweg vom nicht beendeten Maschinenbau/Fahrzeugtechnik-Studium begonnen in unterschiedlichen Bereichen gearbeitet (z. B. Trockenbau, Automobiltechnik, Baumaschinentechnik, Haus- und Betriebstechnik, Elektrotechnik). Meine ursprüngliche Ausbildung als Maschinenschlosser hat mir dabei wie das Studium immer geholfen. Ich war dann viele Jahre als Verantwortlicher für Werkstatt und Technik tätig. Mitarbeitender Techniker halt, denn ich habe handwerklich und administrativ gearbeitet.


    Externe Dienstleister waren billiger und meine Aufgaben wurden auf andere Mitarbeiter, die Geschäftsführung selber und eben jene Externe verteilt. Es wurde umstrukturiert und outgesourcet. Was sich übrigens nicht bewährt hat, nach einem Jahr oder so wurde wieder eine Kraft eingestellt und die Änderungen wurden zum Teil rückgängig gemacht. Nur Zahlen zu betrachten macht nicht immer Sinn, aber das nur am Rande.


    Da meine Qualifikation zwar etwa dem Niveau eines Technikers entspricht, ich dafür aber keinen Zettel habe, war es nicht so einfach, wieder eine adäquate Stelle zu finden. Also habe ich zur Überbrückung nacheinander bei zwei Gabelstapler-Service-Firmen jeweils ein paar Monate gearbeitet.


    Wo ich mich schnell unbeliebt gemacht habe - jedenfalls bei den Unternehmern! Bei den Kunden war ich dagegen sehr schnell äußerst beliebt. Das hatte einen simplen Grund: Wenn nur eine Kleinigkeit defekt war, habe ich diesen Fehler schnell gefunden und behoben, die von mir betreuten Geräte waren auf einmal weit weniger reparaturanfällig, brauchten weniger teure Ersatzteile und bei mir brauchte ein intaktes, also dichtes Hydrauliksystem eben auch nicht bei jeder Wartung mehrere Liter Ölnachfüllung und so einiges mehr... Ich habe die Arbeit und die Lieferscheine halt nicht kreativ genug gestaltet, obwohl das branchenüblich gewesen wäre.


    Ab Juni 2013 bzw. nach Absprache schon ab Mai 2013 (um den ausscheideneden Vorgänger noch mitzubekommen und ein wenig Insiderinfos abschöpfen zu können) sollte ich wieder als mitarbeitender Allrounder den Fuhr- und Maschinenpark eines kleinen Mittelständlers verantworten. Das wäre also auch eine Mischposition mit handwerklicher und administrativer Tätigkeit gewesen. Zusätzlich war die Stelle sehr reizvoll, weil der Maschinenpark aus betrieblichen Gründen sehr alt ist (es werden auch unwuchtige Rollen verarbeitet, was auf modernen Maschinen nicht geht) und es für diese alten Maschinen keine Teile mehr gibt. Bei Schäden müssen dann oft Teile nachgefertigt oder neue, geänderte Teile konstruiert werden, um die alten Maschinen mit neuen Standardteilen reparieren zu können. Es war also eine Position mit handwerklicher Tätigkeit, administrativen Aufgaben und auch der Konstruktion. Das hätte mir sehr gelegen, daran hätte ich meinen Spaß gehabt! Fiel aber aus wegen is' nich', sprich wegen meiner Schulter.


    Zur Fachkraft für Arbeitssicherheit können sich Meister, Techniker oder Ingenieure mit jeweils zwei Jahren Berufserfahrung oder Personen ohne Meisterprüfung/Technikerprüfung und mindestens vier Jahren Tätigkeit als Meister/Techniker in gleichwertiger Funktion qualifizieren lassen. Da ich da auf etliche Jahre mehr verweisen konnte, kam die Qualifikation für mich in Frage.


    Salopp gesagt muß ich als FaSi keinen Hammer mehr schwingen, aber etwas auf dem Kasten haben. Der Job, den ich nie antreten konnte hat mich sehr gereizt, daran hätte ich meinen Spaß gehabt, aber die Arbeit als FaSi wird mir auch liegen. Da ich als ehemaliger Sicherheitsbeauftragter und Brandschuzbeauftragter mit der Thematik schon viel zu tun hatte, kann ich das sagen. Es ist eine andere Arbeit, nicht unbedingt besser, aber auf keinen Fall schlechter. Passt zu mir.



    Gruß Michael

  • Dann haben wir fast die gleiche Situation- nur daß ich das Mädchen für alles (manche nennen es auch Depp) ;D seit 34 Jahren in der selben Firma mache... Eigentlich ein Elektrokonstukteur der aber sehr gerne seinen Bildschirm verlässt um mal nach dem Aufzug zu sehen oder in der Weltgeschichte rumreist um irgendwelchen Fehlern in unseren Maschinen den garaus zu machen


    Deshalb auch mein Interesse was du machst-klang so ähnlich!